
Immer wieder Wasser. Besonders viel davon an den Plothener Teichen. Foto:©Martin Kirchner
Idyllisch ist es hier ja schon, vor allem unten im Tal. Ziegenrück, von wo aus wir unsere Tour durchs Thüringer Schiefergebirge starten, liegt eingebettet zwischen zwei Gewässern, der Bleilochtalsperre und dem Hohenwarte-Stausee. Nicht mal 700 Einwohner hat die fünftkleinste Stadt Deutschlands. Für viel mehr wäre auch kein Platz im engen Tal. Durch das Ministädtchen mäandert die Saale, hoch oben auf dem Schlossberg trohnt die Kemenate Ziegenrück, ein Schloss aus dem 15. Jahrhundert. Boot fahren könnte man hier, Kuchen essen direkt am Wasser, sich im Wasserkraftmuseum drüber informieren, wie die blaue Energie genutzt wurde und wird. Aber nix da, rauf auf die Räder und raus aus Ziegenrück, gleich ordentlich aufwärts, vorbei an rausgeputzten Fachwerkhäusern und dem monumentalen, schon seit 20 Jahren ungenutzten Eisenbahnviadukt durch den Wald nach Liebschütz. Ein Anstieg wie gemacht zum Aufwärmen, fordernd, aber nicht zu steil, denn schon nach Liebschütz schwingt sich die Straße in hübschen Kurven wieder bergab – und wieder hoch – und wieder runter. Auch, wenn es nicht so aussieht, weil wir nicht ständig an einem Fluß oder See entlang fahren – wir folgen dem Wasser. Von Talsperre zu Talsperre. Die nächste ist die Talsperre Hohenwarte, die schon auf der Abfahrt nach Mühlenfähre durch den Wald schimmert.
Imposante Kulisse: Burg Ranis. Foto: ©Martin Kirchner
Der See bremst uns aus. Geht einfach nicht weiter, nur mit der Fähre. Auf die rollen wir, zahlen einen freundlichen Preis für die kurze Überfahrt und schippern zusammen mit ein paar Motorradfahrern und Ausflüglern übers Thüringer Meer, wie die Talsperre auch genannt wird. Kaum von der Fähre, röhren die Biker schon durch die nächste Kurve den Berg hinauf, wir kurbeln hinterher, immer auf den Spuren der Saalekaskade. Insgesamt mehr als 80 Kilometer lang ist der Lauf der Oberen Saale. Unterbrochen wird er von fünf aufeinander folgenden Talsperren – die bilden als so genannte Saalekaskade den zweitgrößten Verbund von Wasserkraftwerken in Deutschland. Das Thüringer Meer, das wir gerade hinter uns gelassen haben, hat übrigens die höchste Staumauer des Verbundes, 75 Meter hoch.
Bevor wir weiter über Wasserwege und Staumauerhöhe sinnieren können, holt uns die Wirklichkeit in Form eines supersteilen Stichs hoch nach Knau ein. In Plothen, auf der Hochebene, kurven wir um zahlreiche Teiche. Tausend sind es bestimmt nicht, das behaupten nur die Touristiker, aber doch eine ganz schöne Menge. Macht Spass, das Gekurve. Die Teiche stammen noch aus der Zeit, als Mönche hier Fische gezüchtet haben. Heute hoffen hier Angler auf einen guten Fang. Wir können uns wieder auf eine nette Abfahrt zur – natürlich! – nächsten Talsperre freuen.
Ein paar Kilometer weiter, in Oettersdorf, streifen wir ein Stück der Strecke des Jedermann-Rennens Schleizer Dreieick. In der Ferne sehen wir schon den mächtigen Turm von Schloss Burgk. Die bestens erhaltene Anlage liegt natürlich wieder in Wassernähe, genau gesagt über der Talsperre Burgkhammer.
Zum Schluss dürfen wir rollen lassen, runter ins Tal, in unser idyllisches Ziegenrück. Nett, so eine Wassertour.
Erschienen in: Tour 4-2018
Auch mal schön: Fähre fahren über den Hohenwarte-Stausee bei Altenrote. Foto: ©Martin Kirchner