„Wenn Sie sehr aufgeregt sind, thematisieren Sie das!“

Nervosität, kritische Fragen, Lücken im Lebenslauf: Der Karriereberater Jürgen Hesse erklärt, wie man jedes Bewerbungsgespräch meistert. Ein Interview
Herr Hesse, Sie waren nach Ihrem Psychologie-Studium fast ein Jahr lang selbst arbeitslos. Hat das Ihrer beruflichen Laufbahn geschadet?
Damals habe ich gedacht, die Welt wartet auf mich. Aber von wegen, die hat überhaupt nicht auf mich gewartet. Schon beim Schreiben des Lebenslaufs musste ich mich ziemlich abquälen. Als ich dann zu meinem ersten Vorstellungsgespräch eingeladen wurde, habe ich eine ziemlich schlechte Figur abgegeben. Man wollte, dass ich das Forschungsergebnis meiner Diplomarbeit kurz und knapp zusammenfasse. Da bin ich ins Stottern gekommen. Vor dem nächsten Bewerbungsgespräch habe ich dann so schlecht geschlafen, dass ich mit einem Torticollis aufgewacht bin, einem Schiefhals, das ist eine typische psychosomatische Erkrankung. Mit meinem schiefen Hals bin ich ins Bewerbungsgespräch gegangen und habe mir im Gespräch große Mühe gegeben. Das hat gefruchtet, ich wurde genommen.
Offensiv mit – in diesem Fall körperlichen – Schwäche umgehen: Raten Sie das auch anderen Bewerbern?
Mein schiefer Hals war ja nicht zu übersehen, und ich habe erklärt, dass ich vor Aufregung kaum schlafen konnte. Ein Bonuspunkt war sicher, dass man mich dort, wo ich mich beworben habe, schon kannte. Ich rate Bewerbern eigentlich immer, offensichtliche Schwächen besser selbst anzusprechen. Wenn Sie zum Beispiel sehr aufgeregt sind – thematisieren Sie das kurz. Dann legt sich die Aufregung.
Arbeitslosigkeit, lange Auszeiten, Krankheiten – es gibt ja viele Gründe für Lücken oder Brüche im Lebenslauf. Sollte man die lieber verschweigen?
.Was heißt das, eine Lücke oder Bruch? Bedeutet das, Sie haben da nicht gelebt? Waren Sie schockgefroren? …..

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erschienen in: Süddeutsche Zeitung, 18. November 2019

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